Ich wurde wieder daran erinnert, wie schnell es geschehen kann, dass man hohe Gedanken von sich selber hat und geringe über andere. In meinem Fall war dies so, dass ich über eine gewisse Person eher negative Gedanken hatte und seine Situation sogar missgünstig beachtet habe. Er hatte etwas bekommen, was ich nicht erhielt, und so fing ich an, ihn missgünstig zu achten. Ich fand plötzlich allerlei Fehler bei dieser Person, was ihm noch mangelte an Glauben (zum Beispiel, dass er sich über Sachen ärgern konnte, über die ich natürlich niemals wütend sein könnte).
Doch es kam dazu, dass andere Zeugnis von dieser Person gaben und mir Dinge erzählt wurden, die ich von ihr gar nicht gedacht hatte. So hatte er andere dazu aufgefordert, die Bibel zu lesen oder gar mit ihnen zu lesen. Etwas, was ich nicht gemacht habe, sondern immer machen „wollte“.
So musste ich anerkennen, dass ich hier falsch war und Gott wirklich nicht auf das Äussere schaut, sondern auf die inneren Werte. Wie er es auch bei David gemacht hatte, als er diesen zum neuen König salben liess (1. Sam. 16, 7).
Ich habe vielleicht auch auf meinem Weg mit Jesus angefangen und dabei gute „Fortschritte“ gemacht. Aber dies ist kein Grund, dass ich andere beginne zu verachten.
Nein, viel lieber sollte es so sein, dass ich, aufgrund der Liebe Gottes über mich, andere viel höher sehe als mich selber. Nicht anfangen zu denken, dass ich mir Dinge verdient habe und Gott es mir doch zusagen sollte. Gottes Gedanken sind so viel höher wie meine. Er sieht über alle Länder und sieht die Herzen der Menschen. Er weiss für jeden einzelnen Menschen, was er genau braucht und wie es mit ihm weitergehen soll. Welche Dinge er nun als Segen erhalten darf oder worin er vielleicht sogar noch etwas Geduld braucht. Oder wo Gott genau weiss, dass es der Person nicht guttut, falls er nun zum Beispiel dieses Haus bekommt. Gott öffnet und schliesst Türen genau so, wie es für jeden am besten ist. Da sollen wir nicht meinen, es besser zu verstehen.
Lieber nehmen wir es doch so, wie es in Psalm 144 steht:
„[3] HERR, was ist der Mensch, dass du an ihn gedenkst. Der Sohn des Menschen, dass du ihn achtest?
[4] Der Mensch gleicht einem Hauch, Seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten!“
(Psalm 144, 3 -4)
Hiermit ist nicht gemeint, dass wir nun beginnen, niedergeschlagen zu sein. Es mag vielleicht sein, dass wir Gottes Führung zunächst nicht verstehen und es vielleicht sogar zu Schmerzen führt. Aber wir sollen wissen, dass Gott es gut meint mit einem jeden Menschen.
Hast du vielleicht etwas nicht erhalten (zum Beispiel ein Haus), so kann es gut sein, dass Gott etwas ganz anderes mit dir vorhat. Etwas viel Besseres und Herrlicheres.
Vertraue hierin auf Gott und fange nicht an, dich selber gross zu sehen, wie es die Pharisäer taten. Wie es als Beispiel in Lukas 18, 9–14 steht. Dort sieht sich der Pharisäer so gross und hat dabei vielleicht schon vergessen, woher er kam.
Auch ich kann immer vergessen, aus welchem Elend ich gekommen bin. Welche Sünden ich gemacht habe und wie sehr mich Gott dennoch geliebt hat. Dies sollen wir nie vergessen.
Sieh Hiob an. Er zählt in Hiob 31 auf, welche Dinge er alles getan hatte und wie treu er doch Gott gegenüber war. Und dann kam Gott zu Wort und hat ihn mächtig gedemütigt. In Hiob 38 (auch die Kapitel dazwischen sind interessant, denn der Elihu war scheinbar ein gottesfürchtiger Mann) beschreibt Gott, wie er die Welt geschaffen hatte und was für wunderbare Dinge er getan hatte, welche der Hiob gar nicht hätte machen können.
Und am Ende musste auch Hiob anerkennen:
„[1] Da antwortete Hiob dem HERRN und sprach:
[2] Ich erkenne, dass du alles vermagst und und dass kein Vorhaben dir verwehrt werden kann.
[3] „Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?“ Fürwahr, ich habe geredet, was ich nicht verstehe, Dinge, die mir zu wunderbar sind und die ich nicht begreifen kann!
[4] „Höre nun, ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich“ (Gott sagte dies)
[5] Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen.
[6] Darum spreche ich mich schuldig und tue Busse in Staub und in Asche.
(Hiob 42, 1 – 6)
Gott hat ihn im Anschluss auch reichlich gesegnet, und mehr gesegnet wie zuvor.
Dies ist ein sehr persönlicher Gedanke von mir, und dennoch habe ich es veröffentlicht, weil du vielleicht in einer ähnlichen Situation bist. Du kennst vielleicht jemanden, der gesegnet wurde von Gott. Oder du kannst nicht ganz verstehen, wie du mit dieser Person umgehen sollst.
So ist es wohl wichtig zu verstehen, dass Gott auch das Verborgene sehen kann – in dir und auch in allen anderen Menschen. Es kann vielleicht sein, dass diese Person im Verborgenen etwas ganz Besonderes für Gott macht. Und auch wenn wir uns seine Gnade nicht verdienen können, so ist es doch so, dass Gott Freude hat an denen, die ihn von Herzen suchen – auch im Verborgenen.
So, wir können vielleicht daraus mitnehmen, dass wir nicht andere richten sollten für die Sachen, die in ihrem Leben geschehen. Und auch Gottes Führung nicht hinterfragen. Es ist ganz sicher so, dass Gottes Gedanken so viel höher sind wie meine (Jes. 55, 8–9).
Egal, was in deinem Leben geschieht, gut oder böse – denke daran, dass Gott alles zu unserem Besten tut, wenn wir nach seinem Vorsatz berufen sind (Röm. 8, 28), und alle Gedanken Gottes dienen zum Frieden (Jer. 29, 11).