Immer wieder wird in der Bibel ersichtlich, wie Gott die Demütigen liebt, den Hochmütigen aber hart widersteht. Auch Petrus schreibt in einem seiner Briefe diesen Vers: (1. Petr. 5,5-7)
Wenn man im Alten Testament die Geschichten verschiedener Glaubenshelden und Berufenen liest, dann ist immer wieder ersichtlich, dass diese sich selber ganz klein in eigenen Augen sahen.
So wurde zum Beispiel der Prophet Jeremia berufen, damit er das Volk warne vor der kommenden Zeit. Wenn man dann liest, wie Gott ihn zu diesem Werk berufen hat und wie die erste Antwort Jeremias war, dann wird klar, wie Gott denkt. Die Berufung Jeremias (Jer. 1,4-6) zeigt, dass Gott ihn bereits vor der Geburt auserwählt hat. Jeremia konnte gar nichts für seine Berufung, aber aus der Reaktion wird ersichtlich, dass er sich ganz unwichtig gesehen hat. Und genau aus diesem Grund hat ihn Gott wohl auch auserwählt.
Es mag vielleicht eine spezielle Denkweise Gottes sein, dass er eine Person auserwählt, welche mutlos wirkt. Man würde meinen, für solch eine Aufgabe würde Gott einen Menschen wählen, der mutig ist und sich getraut, vor dem abtrünnigen Volk zu stehen, um ihnen die Warnung auszusprechen. Aber so denkt Gott nicht. Er sucht sich die Personen aus, die von Herzen demütig sind und Gott dadurch die Ehre geben. Möchte man sich Gott also nähern, so geht dies nur mit einem demütigen Herzen – nicht, wenn man viel von sich hält und groß in eigenen Augen ist.
Dann wird dieser Ruf Jesu auch viel verheißungsvoller (Matth. 11,28-30): Bist du mühselig und beladen? Hast du genug von deinen eigenen Sünden? Dann komme zu Jesus, und er wird dir zeigen, wie man ganz frei von diesen Schmerzen wird. Er weiss für alles Rat, und wenn du mit einem demütigen Herzen kommst, dann wird er dir sicherlich helfen (Hebr. 4,14-16) – ein Hoherpriester, der Mitleid mit dir hat und im Himmel dort bei Gott für dich betet, damit es dir auch gelinge. Ist dies nicht ein herrliches Bild? Geh ins Gebet und rufe ihn an, so wird dir die Tür geöffnet (Off. 3,20).
Nun mag man vielleicht von sich selber denken: „Ich bin selber hochmütig, wie komme ich zu dieser Demut?“
Hier ist die Geschichte von Mose sehr interessant. Er war ja auserwählt, die Juden aus dem Lande Ägypten zu führen, und auch hier hatte ihn Gott schon als Kind vorbereitet. Wäre Gottes Führung nicht vorhanden gewesen (und die gläubige Mutter), dann wäre Mose auch getötet worden – wie alle jungen Knaben zu dieser Zeit. Aber Gott hat ihn errettet aus der Hand der Ägypter, indem er den Mose direkt zur Tochter des Pharaos geführt hat (auch hier eine seltsame Gottesführung, die man als Mensch vermutlich niemals verstehen würde).
Aber so wuchs Mose auf dem Königshof auf und blühte und gedieh. Als nun die Zeit kam, dass Mose klar wurde, dass er ein Hebräer war, geschah das Erlebnis, bei dem er den Ägypter erschlug. Er tat dies aus eigener Kraft, weil er dachte, er mache etwas Gutes. Mose dachte wohl bei sich selber, dass er der Auserwählte sei und Gott ihm darum erlaube, den Ägypter zu erschlagen. Dies war aber nur Hochmut. Gott brauchte einen demütigen Mann. So wurde Mose in die Wüste geführt und von Gott behandelt. Denn später, als ihn Gott dann rief, um die Juden aus Ägypten zu führen, da fürchtete er sich davor (2. Mose 3,1-22 + 2. Mose 4,1-17).
Aus einem starken Mann, der am Königshofe des Pharaos aufwuchs, wurde nun ein Mann, der sich sehr gering achtete und nicht würdig war, diese Aufgabe durchzuführen.
So kann es möglicherweise auch mit uns sein. Vielleicht hat uns Gott auserwählt, und wir merken auch, dass etwas in uns ist. Aber wir sind zu groß in eigenen Augen. Bete auch dann zu Gott. Für ihn ist nichts unmöglich.
Mose wurde wohl in diesem fremden Lande von Gott bearbeitet, sodass er ganz demütig wurde. Schlussendlich war Gott sein Führer, und Mose konnte auf dessen Stimme hören. Gib daher deinen Glauben nicht auf, auch wenn du in mancherlei Situationen kommst, bei denen du vielleicht hinterfragst, ob es Gott wirklich gibt. Möglicherweise möchte Gott dadurch wirken, dass du deine ganze Kraft und dein Vertrauen auf ihn legst, sodass er dein Führer im Leben wird.

Bete zu Gott, dass er sich dir öffne. So wird er es tun, und nimm dann seine Führung an. Gib nicht nach – es dient dir zum Besten. Dies verspricht Gott auch in Römer 8,28.
Falls du dann diesen Ruf spürst und Gott in deiner Nähe hast, sodass du auch Sieg gegen Sünde und allerlei Lasten hast, dann vergiss Gott nicht. Die Geschichte Sauls – von seiner Auserwählung zum König (1. Sam. 10,20-24) bis zu seinem Niedergang und Davids Berufung – zeigt, dass auch die Demütigen wieder hochmütig werden können. Saul war ein demütiger Mann (1. Sam. 9,21) und wurde darum zum König gesalbt. Als er aber siegreich war, da wurde er wieder groß in seinen eigenen Augen. Er fing an, den Menschen zu gefallen und nicht mehr Gott. So reute es Gott schlussendlich, dass er Saul zum König gemacht hatte, und er wählte sich einen anderen König, David, aus.
Dieser Mann David war auch demütig und hörte auf Gottes Stimme. Nun mag man aber vielleicht die Geschichte mit Bathseba nehmen und sagen, dass doch David auch falsch gehandelt hat. Warum wurde ihm nicht die Königsherrschaft entzogen?
Dies ist ersichtlich an den verschiedenen Reaktionen, die Saul und David hatten, als Gott ihnen zeigte, dass sie gesündigt hatten. Während Saul weiterhin darauf bedacht war, gut vor seinen eigenen Leuten dazustehen (1. Sam. 15,17-30), bat er den Samuel gleich nachdem es ihn reute, dass dieser den Saul vor den Ältesten rühmte. Anders war es bei David. Als Nathan zu ihm kam, da versuchte er nicht, die Sache zu entschuldigen (2. Sam. 12,13). Er ging auch nicht zum Volk hinaus, um diese Sünde laut zu verkündigen. Es war eine Sache zwischen David und Gott. Aber David – es reute ihn sehr. Er ass tagelang nichts und war in seinem Raum und betete Gott an. Diese Demut brauchen wir in unserem Leben. Besonders dann, wenn man eine Sünde an sich sieht, dann soll man zu Gott um Vergebung beten, sonst bekommt man Gott gegen sich. Und David konnte seine Herrschaft behalten, und nicht alles ging verloren (denn das Kind starb dennoch).
Mögen wir in Demut zu Gott kommen und es so haben, wie Jesus uns in seiner Bergpredigt ermahnt (Matth. 5,3): „Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!“